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3e Handels- und Dienstleistungs AG: Die Regionalität zählt

Regionalität vor Dachmarke – 3e rückt unter Bernhard Reiter die individuellen Stärken der Mitgliedsbetriebe in den Mittelpunkt.
Regionalität vor Dachmarke: Mit dem neuen Konzept rückt 3e unter Reiters Führung die individuellen Stärken der Mitgliedsbetriebe in den Mittelpunkt.

Seit fast genau einem Jahr steht Mag. Bernhard Reiter als CEO an der Spitze der 3e Handels- und Dienstleistungs AG. Als langjähriges Mitglied der Verbundgruppe, davon sieben Jahre im Aufsichtsrat, weiß er, wo er anpacken muss – und tut das auch, mit einer geänderten Vertriebsstrategie und neuen Serviceleistungen.

ÖMM: Die heimische Wirtschaft steckt in einer anhaltenden Rezension, auch der Handel kann sich der Abwärtsspirale nicht entziehen. Wie geht es der 3e und ihren Mitgliedsbetrieben in Zeiten wie diesen?

Bernhard Reiter: Die schlechte Wirtschaftslage trifft auch uns stark. Das erste Halbjahr 2025 verlief für die 3e schwächer als erwartet, wie sind ein paar Prozentpunkte unter dem Vorjahr geblieben und damit unter Plan. Das ist schmerzlich, am meisten weh tut uns aber, dass der Kunde kein Vertrauen mehr in die Wirtschaft hat.

ÖMM: Wie wirkt sich das konkret aus?

Bernhard Reiter: Es regiert der Sparstift! Die Sparquote ist im Jahr 2024 von sieben auf 11,7% gestiegen, jetzt liegt sie immer noch bei 9,5%. Der Lebensmittelhandel und der Tourismus funktionieren exzellent, alle anderen Branchen haben zu kämpfen. Geld wäre da – es fehlt das Vertrauen.

ÖMM: Worauf führen Sie dieses Vertrauensmanko zurück?

Bernhard Reiter: Es gibt verschiedene Ursachen, nicht zuletzt ist es aber einer verfehlten Politik zuzuordnen. Einer der Fehler war, dass nichts gegen die galoppierende Inflation unternommen wurde, was zu einer extremen Steigerung von Löhnen und Gehälter über die Kollektivverträge geführt hat. Dabei ist es aber nicht geblieben: zusätzlich mussten auch die Personalrückstellungen an die Kollektivverträge angepasst werden, die Personalkosten insgesamt sind damit deutlich mehr als die KV-Erhöhungen gestiegen – in Kombination mit den hohen Energiekosten ist das für den Handel kaum zu stemmen. Der Standort Österreich verliert stark an Attraktivität. Die Steigerung der Realeinkommen hat nicht wie erhofft zu einer Ankurbelung der Wirtschaft geführt, das Konsumklima ist von einer massiven Verunsicherung geprägt, die Menschen sparen.

ÖMM: Wann wird es wieder bergauf gehen?

Bernhard Reiter: Seit wenigen Wochen sehen wir Aufwind, aber wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen. Realistisch ist, dass wir 2026 wieder einen klaren Trend nach oben sehen. Faktoren wie Baukonjunktur, Konsumverhalten und Wetterbedingungen bestimmen die Entwicklung.

ÖMM: Das sind Faktoren, die die 3e als Verbundgruppe nicht beeinflussen kann – gibt es auch Schrauben an denen Sie drehen können, um Ihre Mitgliedsbetriebe zu stärken und dem Markt Impulse zu verleihen?

Bernhard Reiter: Als Verbundgruppe müssen wir unseren Mitgliedern Nutzen bringen! Wir sind kein Filialbetrieb, in dem man die Themen vorgibt. Wir müssen unser Leistungsspektrum laufend unter Beweis stellen, und neue Dienstleistungen und Services entwickeln, die die Bedürfnisse unserer Mitglieder decken. Und natürlich müssen wir auch unsere eigenen Strukturen auf ihre Effizienz hin prüfen.

ÖMM: Das heißt konkret?

Bernhard Reiter: Im Juni wurde das Management neu formiert, der nationale und internationale Vertrieb wurden unter der Leitung von Karsten Schneidereit zur Schaffung von Synergien zusammengelegt. Das Aufgabengebiet von Verena Ortner wurde erweitert, sie ist Head of People, Culture & Communications. Mit dieser neuen Struktur sind wir effizienter in der Marktbearbeitung. Besonderen Fokus legen wir nun auch vermehrt auf die Gewerbekunden, denn ohne das B2B-Segment funktioniert ein Fachmarktkonzept nicht.

ÖMM: In Hinblick auf Ihre Mitgliedsbetriebe, wo sehen Sie Möglichkeiten, um deren Effizienz und damit deren Erfolg zu steigern?

Bernhard Reiter: Wir versprechen unseren Mitgliedern durch eine intelligente Sortimentsgestaltung die Rentabilität der Laufmeter zu steigern. Dazu haben wir das Beratungs-und Optimierungstool „Archimedes“ entwickelt. Die Software basiert auf Bestandsanalysen in unseren eigenen Märkten und Konkurrenzanalysen. Ziel ist es, den Rohertrag deutlich zu verbessern, die Laufmeterkonzepte zu optimieren. Wir schätzen das Potenzial bei einer Steigerung des Rohertrags von bis zu 15 Prozent. Unsere Eigenmärkte haben wir bereits evaluiert, jetzt starten wir mit den ersten Märkten unserer Mitglieder. Unsere Filialen werden wir auf Basis der Ergebnisse der Analyse noch heuer umbauen.

ÖMM: Wie werden die Ergebnisse von „Archimedes“ in den Märkten konkret umgesetzt? Sie sprechen von einer Optimierung der Laufmeterkonzepte, einem Umbau der Märkte, bedeutet das nicht anders ausgedrückt die Realisierung eines neuen Ladenkonzeptes?

Bernhard Reiter: Das ist richtig, das Ladenkonzept wird überarbeitet und optimiert – im Mittelpunkt stehen dabei die Bedürfnisse unserer Mitgliedbetriebe. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass es gerade im ländlichen Bereich weniger Digitalisierung braucht als innerstädtisch, wir stimmen unsere Leistungen dahin gehend ab. Außerdem hat sich herausgestellt, dass viele unserer Mitglieder nicht alles auf einmal umbauen, sondern ihren Standort Zug um Zug adaptieren wollen. Zudem wurden häufig auch nur einzelne Konzeptbestandteile selektiv angewandt, die je nach Standort den Bedürfnissen unserer Mitglieder und deren Kunden entsprochen haben.

Regionalität vor Dachmarke: Mit dem neuen Konzept rückt 3e unter Reiters Führung die individuellen Stärken der Mitgliedsbetriebe in den Mittelpunkt

Regionalität vor Dachmarke: Mit dem neuen Konzept rückt 3e unter Reiters Führung die individuellen Stärken der Mitgliedsbetriebe in den Mittelpunkt

ÖMM: Heißt das, dass Sie vom Let’s doit-Konzept, vom einheitlichen Marktauftritt ihrer Mitgliedsbetriebe, der Skalierbarkeit des Konzeptes, abrücken?

Bernhard Reiter: Wir müssen uns auf unsere Stärken konzentrieren. Der Name unseres Mitglieds steht im Mittelpunkt unseres neuen Konzeptes. Wir haben erkannt, dass regionale Namen viel stärker verankert sind als die Dachmarke Let’s doit.

ÖMM: Das klingt jetzt nach einem nahezu 180 Grad Schwenk in der Vertriebsstrategie…

Bernhard Reiter: Unser neues Konzept betont die Individualität und Regionalität unserer Mitglieder. Die Dachmarke rückt in den Hintergrund. Ich nenne Ihnen ein Beispiel, die Firma Thaller in Feldbach wird künftig unter dem Namen „Thaller powered by Let’s doit“ am Markt auftreten. Die Kunden sind schon immer zum „Thaller“ gegangen, wir stellen ab sofort und mit aller Konsequenz die Stärke der regionalen Namen in den Mittelpunkt. Let’s doit bleibt die gemeinsame Klammer, die ein gemeinsames Marketing ermöglicht – mit der Option, regionale Schwerpunkte zu setzen. Unsere Mitglieder können sich damit sehr gut identifizieren.

ÖMM: Inwieweit wirkt sich dieser neue Vertriebsansatz auf Ihre Eigenmarken und Ihre Industriepartnerschaften aus?

Bernhard Reiter: Unser Eigenmarken-Portfolio umfasst aktuell acht Marken. Sie sind extrem wichtig, um uns zu differenzieren und bessere Deckungsbeiträge zu erzielen. Künftig werden wir die Anzahl der Eigenmarkennamen reduzieren, um die Positionierung der einzelnen Marken zu schärfen. Parallel dazu intensivieren wir die Zusammenarbeit mit starken internationalen Herstellern – allen voran Milwaukee im Werkzeugbereich.

ÖMM: Ganz zum Schluss noch zu Ihrem internationalen Auftritt. Wie entwickeln sich ihre Standorte im Ausland?

Bernhard Reiter: Wir betreuen in Österreich derzeit 155 Partner, international bereits 185. In Süddeutschland blieben die Ergebnisse leider hinter unseren Erwartungen, Südosteuropa bietet aber nach wie vor großes Potenzial. In Slowenien haben wir neue Mitglieder gewonnen, in Kroatien einen Vertrag für zehn neue Märkte abgeschlossen. Auch in Polen gibt es neue Partner – der Fokus liegt klar auf Südosteuropa.

ÖMM: Sie haben sich viel vorgenommen, angesichts der großen Herausforderungen bedarf es aber wohl eines Um- und auch Neudenkens, einer Besinnung auf die Stärken.

Bernhard Reiter: Das ist richtig. Unser Grundkonzept lautet Internationalisierung mit Regionalisierung. Es ist nicht wichtig, ob man Dinge richtig tut, sondern, ob man die richtigen Dinge tut.

ÖMM: Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Mag. Reiter!

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Laura Fürst

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