Ladenbau

Ladenbau

Foto: EHI

Seit dem Beginn der Coronapandemie im März 2020 haben Materialknappheit, Lieferengpässe und Preissteigerungen zu einer beispiellosen Planungsunsicherheit im Ladenbau im deutschsprachigen Raum geführt. Mit dem Ukraine-Krieg haben sich Rohstoffe und vor allem Energie weiter verteuert. Langfristige Investitionsplanungen sind oft nicht mehr möglich. Dennoch hat der Handel in der DACH-Region weiter in seine Läden investiert. Das geht aus dem aktuellem EHI-Laden-Monitor 2023 hervor.

Hohe Investitionen in Ladenoptik und Technik

Im Non-food-Handel sind die Kosten für die Neueinrichtung eines Fachgeschäfts seit 2019 spürbar gestiegen. Sie belaufen sich auf 653 Euro pro Quadratmeter VKF. Dabei handelt es sich hier unverändert um eine hochwertige Ladenoptik und ein zeitgemäßes Store-Design. Zudem geht es nach Lockdown und Social Distancing wieder mehr um Inszenierung. Konzeptionelle Gründe sind damit bei der Mehrheit der befragten Non-food-Unternehmen, aber auch im Lebensmittelhandel weiterhin ein wesentlicher Treiber für den Anstieg der Einrichtungskosten.

Foto: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann

Gestiegene Gesamtinvestitionen für Neu-, Aus- und Umbau

Für die Einrichtung neuer Läden haben die Handelsunternehmen in Deutschland im Jahr 2022 1,74 Milliarden Euro ausgegeben, auf den ersten Blick genauso viel wie zum Zeitpunkt der letzten Erhebung im Jahr 2019, dies allerdings bei einer je nach Branche zwischen 40 und 60 % geringeren Anzahl neuer Läden im Vergleich zu 2019. Dies betrifft vor allem den Nonfood-Handel, der von monatelangen Schließungen betroffen war. Laufende Neu- wie auch Umbauprojekte wurden in vielen Unternehmen heruntergefahren, länger ausgesetzt oder gar ganz gestrichen, verbunden mit zum Teil deutlich reduzierten Einrichtungsbudgets.

Die Gesamtinvestitionen des Einzelhandels in Deutschland für Neu-, Aus- und Umbau lagen im Jahr 2022 bei 9,12 Milliarden Euro, dies entspricht einem Anstieg um 1,22 Milliarden Euro oder 15,4 % im Vergleich zum EHI-Laden-Monitor 2020. Dieser Anstieg zeigt die Bedeutung von Umbau- und Instandsetzungsmaßnahmen zur Erhaltung und Erneuerung der bestehenden Filialen gegenüber der Eröffnung neuer Objekte. Vor dem Hintergrund der sehr vorsichtigen, zum Teil sogar rückläufigen Investitionsplanungen in einigen Handelsbranchen bzw. -unternehmen ist dieser Anstieg allerdings zusätzlich massiv verstärkt worden durch die Preissteigerungen an den Beschaffungsmärkten.

Style, Nachhaltigkeit, Eleganz und Natürlichkeit sind das Thema bei den Materialien
Foto: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann

Ladeneinrichtung: langfristige Nutzung bei maximaler Wandlungsfähigkeit

Angesichts schwer abzuschätzender weiterer Preissteigerungen für Materialien, Energie und Personal sind längerfristige Investitionsplanungen und größere Neu- und Umbauprojekte für den Handel kaum mehr möglich. Stattdessen wird mehr in die Breite investiert über Light-Umbauten und kleinere Refresh-Lösungen. Dabei spielt immer mehr die Wiederaufbereitung und Weiterverwendung von Ladeneinrichtungen eine Rolle wie auch von wirtschaftlichen Refurbishment-Lösungen, die auf vorhandenen, hochmodularen Konzept- und Einrichtungsmodulen aufsetzen.

Die hohe Wandlungsfähigkeit von Ladenbausystemen ist für den Handel jedoch nicht nur aus Kosten- und Nachhaltigkeitsgründen wünschenswert, sondern auch im Hinblick auf eine möglichst dynamische Flächenbewirtschaftung. Ladenflächen werden heute nicht mehr ausschließlich als reine Verkaufsflächen geplant, sondern unterliegen vor allem im Nonfood-Handel zunehmend einer flexibleren Gestaltung mit dem Store als Community-Treffpunkt.

Retail Trends 2023

Fünf „Hot Topics“ bilden die momentan wesentlichen Trends im Handel ab.

Sustainability

Für die gesamte Handelsbranche ist Nachhaltigkeit zu einem strategisch höchst bedeutsamen Thema geworden. Viele Retail-Unternehmen arbeiten darauf hin, in der gesamten Wertschöpfungskette Klimaneutralität zu erreichen. Stichworte in diesem Zusammenhang sind zum Beispiel LED-Beleuchtung und Energie-Managementsysteme. Bei der Ladengestaltung zum Einsatz kommen nachhaltige Materialien.

Experience

Bei der Gestaltung jeglicher Art von physischen Orten und Räumen in Zeiten zunehmender Digitalisierung gilt es mehr denn je, Erlebnisse zu kreieren, die Begeisterung wecken und zum Verweilen und Wiederkehren anregen. Wichtige Bausteine dabei sind die Anregung der Sinne und die Schaffung von Atmosphäre zum Wohlfühlen, aber auch die nahtlose Einbindung aller digitaler Kanäle, um eine ganzheitliche positive Customer Journey zu erzeugen.

Connected Retail

Die Verschmelzung von On- und Offlinehandel hat durch die Corona Pandemie einen weiteren großen Schub erlangt. Click&Collect Services sind für die Verbraucher zur Normalität geworden, viele Retailer haben ihre Loyalty-Systeme aus der On- und Offlinewelt zusammengeführt und ermöglichen den Kunden somit einen 360 Grad Blick auf die getätigten Einkäufe. Die nahtlose Verbindung digitaler und stationäre Kanäle wird zukünftig für jedes Handelsunternehmen unerlässlich sein.

Customer Centricity

Der Kunde und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt. Viele Handelsunternehmen suchen einen immer engeren direkten Kontakt zum Endverbraucher, um diesem personalisierte und individualisierte digitale Kundenservices zu bieten. Das Smartphone der Kunden spielt in diesem Zusammenhang eine große Rolle. Stichworte sind digitaler Beratungsassistent, personalisierte Angebote, digitale Coupons und Loyalty-Systeme.

Smart Store

Die in den letzten Jahren mit hoher Geschwindigkeit voranschreitende Digitalisierung der Handelsbranche hat auch dazu geführt, dass stationäre Geschäfte mit immer mehr technologischer Intelligenz ausgestattet werden. So haben sich vielfältige automatisierte Store-Konzepte entwickelt, bei denen der Einkaufsvorgang weitestgehend digitalisiert abläuft. Sensorik und Bilderkennungstechnologien spielen dabei eine wichtige Rolle, sie kommen aber auch in Verbindung mit anderen Applikationen wie „smarten“ Regalen, die Bestände überwachen und Out-of-Stocks erkennen, intelligenten elektronische Preisschilder und Displays oder auch Waagen zum Einsatz.

EHI-Laden-Monitor Datenbasis
Die Studie basiert auf 50 umfassenden persönlichen Interviews mit den Ladenbauexpert:innen im Einzelhandel aller Branchen und ist damit die umfassendste Benchmarking-Studie zu Kennzahlen und Entwicklungen in Ladenplanung und-ein­richtung im deutschsprachigen Raum. Die Befragung wurde branchenübergreifend durchgeführt: 64 % der Unternehmen kommen aus dem Nonfood-, 36 % aus dem Food/Nearfood-Handel. Die Mehrheit der befragten Handelsunternehmen stammt aus Deutschland und hat in rund 31.450 Geschäften einen Gesamtumsatz von 132 Mrd. Euro erzielt. Dies entspricht rund 30 Prozent des Bruttoumsatzes des deutschen Einzelhandelsumsatzes im engeren Sinne (ohne Online-Handel). Insgesamt stehen die befragten Handelsunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz für einen Gesamtumsatz von 188 Mrd. Euro in den untersuchten Märkten, der in 36.000 Geschäften erwirtschaftet wird.

www.ehi.org

www.euroshop.de

Wenn es um Erlebnis und Inszenierung, Faszination und Atmosphäre geht, dann spielt Licht eine entscheidende Rolle.
Foto: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann
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Laura Fürst

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