Der Name Segway ist wohl in vielen Ländern, allerdings vorwiegend als Produzent von E-Scootern bekannt. Anfang September überraschte das Unternehmen mit der Präsentation des Rasenroboters Navimow (siehe ÖMM 4-2021 Seite 18). ÖMM wollte mehr wissen – und Segway Manager George Ren beantwortete die Fragen von ÖMM-Chefredakteurin Hannelore Wachter-Sieg.
ÖMM: Der Launch des Segway –Rasen-Roboters Mitte September war für die Branche durchaus überraschend: Obwohl Akkuprofi, ist Segway ein Neuling am Rasen-Roboter-Markt. Was waren die Gründe für diesen Schritt?
George Ren: Produkte für die urbane Mobilität sind die Hauptprodukte von Segway. Die Roboterabteilung und -produkte waren jedoch schon immer ein wichtiger Geschäftsschwerpunkt von Segway. Wir haben den persönlichen Roboter Loomo, Lieferroboter und eine Robotic Mobility Plattform für Forscher und Entwickler. Der Markt für Rasenmäher hat riesiges Potenzial, und die aktuellen Produkte sind nicht intelligent genug, um die Probleme der Menschen zu lösen. Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Robotertechnologie und unsere umfassende Erfahrung mit Transportgeräten kombinieren und Outdoor zum Einsatz bringen können.
Segway hat ein Komitee, das sich mit Produktentscheidungen befasst. Nach einer Analyse des Marktstatus und -potenzials hat der Vorstand beschlossen, dass es sich um ein gutes Geschäftsvorhaben handelt.
Der Wettbewerbsvorteil von Segway besteht nicht nur darin, dass wir ein Batterie-Profi sind, sondern auch darin, dass wir über modernste Mobilitäts- UND Robotertechnologien verfügen. Wir haben ein Team von hart arbeitenden Ingenieuren, die in der Lage sind, die Grenzen der Innovation immer weiter hinausschieben und ihr Herzblut in unsere Produkte stecken.
ÖMM: Mit dem Segway-Rasenroboter, der für den Einsatz in größeren Gärten bis 3.000 m² geeignet ist, decken Sie derzeit nur einen kleinen Bereich der Gartenbranche ab. Laut Presseinfo planen Sie, weitere Rasen-Roboter auf den Markt zu bringen. Geht dies eher in Richtung Roboter für kleine Gärten und / oder auch in Richtung Großflächenmäher mit 10.000 und mehr m² Flächenleistung?
George Ren: Navimow ist unser erstes Produkt und wir hoffen, es zum besten zu machen, indem wir nach Perfektion streben. Anstatt die Modellpalette zu erweitern, wollen wir uns mehr auf die Produktverbesserung konzentrieren und die Rasenpflege für die Nutzer wirklich einfacher machen. Dies erfordert viel Zeit und Aufwand für Forschung und Entwicklung sowie Tests. Natürlich planen wir auch, weitere Modelle zu entwickeln, die fortschrittlichere Technologien nutzen, mit dem Ziel, das ganze Erlebnis noch einfacher zu machen. Für größere Flächen, wie zum Beispiel einen Golfplatz, brauchen wir mehr Zeit, um zu testen und zu prüfen, ob wir ein Produkt und eine Technologie entwickeln können, die unsere Erwartungen erfüllen.
ÖMM: Obwohl Sie kein Werkzeughersteller werden wollen (Zitat aus der Presseaussendung): Haben Sie vor, Ihr Gartensegment noch um weitere Akku-Gartengeräte wie etwa Heckenscheren, Trimmer, etc. zu erweitern?
George Ren: In den nächsten drei Jahren wollen wir uns ausschließlich auf Roboterrasenmäher konzentrieren. Wir müssen sicherstellen, dass die Produkte von Navimow wirklich höchste Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit bieten. Gegenwärtig konzentrieren wir uns voll und ganz auf das Portfolio der Mähroboter und verwenden die meisten Ressourcen darauf.
Natürlich werden wir mit zunehmender Erfahrung in dieser Branche auch andere Gartengeräte für verschiedene Zwecke entwickeln. Langfristig hoffen wir, den Nutzern zu Hause und im Freien weitere hochwertige Produkte anbieten zu können. Wir hoffen, dass wir ein umfassendes Sortiment an Outdoor-Geräten anbieten können, das den Anforderungen der verschiedenen Gartenpflegezwecken gerecht wird.
ÖMM: Rasen-Roboter wurden erstmals Mitte der 90-er Jahre des vorigen Jahrhunderts auf den Markt gebracht. Einige der derzeit am Markt befindlichen Rasen-Roboter basieren auf Patenten der ersten Roboter-Hersteller wie etwa Husqvarna oder Robomow. Wie sieht dies bei Segway aus. Gibt es hier eigene Patente, ist der Segway –Roboter eine ausschließliche Segway-Entwicklung?
George Ren: Ja, es gibt eine Vielzahl von Patenten auf dem Markt. Wir haben sie alle überprüft, um das Risiko einer Patentverletzung auszuschließen. Wir verletzen niemals die Rechte des Patentinhabers und plagiieren auch nicht die Technologie anderer. Das gesamte Navimow-Produkt ist ausschließlich von Segway entwickelt worden, und wir melden auch eine Reihe eigener Patente an. Im Zuge des technologischen Fortschritts wird sich Navimow in Bezug auf die Produktfunktionen und die Vermittlung von Erfahrungen von anderen Produkten unterscheiden. Wir streben danach, einzigartig zu sein und uns von der Masse abzuheben. Darüber hinaus genießt ein Patent 20 Jahre lang Schutz, so dass viele Patente aus den 90er Jahren bereits für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Wir werden von anderen lernen, aber auch dafür sorgen, dass alles unabhängig entwickelt wird.
ÖMM: GPS-Technologie, wie Segway sie anwendet, ist auch bei anderen Herstellern im Kommen. Wodurch entscheidet sich Segway von den anderen Marken an GPS-basierten Robotern.
George Ren: Bei Navimow verwenden wir Differential-GPS. An der Ladestation ist eine Antenne installiert, die Signale von Satelliten empfangen kann. Wir nennen sie Basisstation. Eine weitere Antenne ist auf dem Mäher installiert. Sie empfängt die Signale von denselben Satelliten.
Auf dieses differentielle GPS-System wird ein RTK-Algorithmus angewendet. Da es dieselben Satelliten nutzt, können Fehler, die bei der Übertragung auftreten können, eliminiert werden. Dadurch wird die Lokalisierungsgenauigkeit auf Zentimeter-Ebene verbessert.
Trotzdem gehen die GPS-Signale manchmal verloren, weil sie durch Bäume oder Gebäude blockiert werden. Wir haben ein System, das alle Informationen mit Geräten wie Trägheitssensoren (Gyroskop, Beschleunigungsmesser), Magnetkompass, Barometer und Kilometerzähler zusammenführt. Nach dieser Fusion kann der Mäher eine genaue Positionierung erhalten, auch wenn das GPS-Signal vorübergehend ausfällt.
ÖMM: Kommen wir zum Markt: In Ihrer Präsentation sprechen Sie von einem europaweiten Vertrieb. Wo wird der Schwerpunkt des Vertriebs in den einzelnen Ländern liegen: auf dem privaten Fachhandel, der auch das entsprechende Service bieten kann oder auf Baumärkte (hier wäre es notwendig, die Installation über andere Fachleute erfolgen zu lassen) oder bevorzugen Sie die Vermarktung über Internet-Plattformen wie etwa Amazon?
George Ren: Alle vier Navimow-Modelle werden über den Händlerkanal erhältlich sein. Obwohl wir ein brandneues Benutzererlebnis schaffen wollen, wissen wir, dass die Benutzer immer noch die notwendigen Anweisungen brauchen, um zu verstehen, zu lernen und sich anzupassen. Über die Händler können wir den Nutzern eine ausführliche Beratung vor dem Kauf und einen besseren Kundendienst bieten, was in der Anfangsphase des Geschäfts von entscheidender Bedeutung ist. Wir planen auch, auf Online-Plattformen wie Amazon zu gehen. Im Heimwerkerbereich werden wir verschiedene Strategien anwenden, um Heimwerkerkanäle und Nutzer zu bedienen.
ÖMM: Mit welchen verkauften Stückzahlen rechnet Segway in den ersten drei Jahren in Europa, speziell in Deutschland und Österreich? – und mit welchen Maßnahmen wollen Sie die Eroberung des Marktes unterstützen?
George Ren: Wir haben ein ehrgeiziges 3-Jahres-Marktanteilsziel. Aber wie bereits erwähnt, liegt unser Fokus derzeit darauf, ein qualitativ hochwertiges Produkt zu liefern und den Nutzern einen hervorragenden Service vor und nach dem Kauf zu bieten.
Die Verbesserung der App-Funktionen ist ein weiterer Schwerpunkt. Sie wird uns helfen, einen personalisierten Service und ein individuelles Erlebnis zu bieten.
ÖMM: Und was werden die Segway Roboter inklusive GPS-Equipment kosten?
George Ren: Derzeit gibt es vier Modelle, deren Preis zwischen 1.199 und 2.499 Euro liegt. Das GPS-Ortungsmodul wird nicht separat verkauft, wohl aber das GPS-Erweiterungs-Kit, dessen Preis erst später festgelegt werden soll.
Navimow ist der erste Einstieg von Segway in die Branche der Mähroboter. Es ist ein brandneues Produkt und eine brandneue Erfahrung. Neben der Verfeinerung des Produkts selbst werden wir ein lokales Marketingteam einsetzen, das den Markt gut kennt und dabei hilft, langfristig eine bessere Preisstrategie zu entwickeln.
ÖMM: Herr Ren, danke für das Gespräch!
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