Die Zukunft ist fossilfrei
Die Akkutechnik hat sich bei den Gartengeräten als Alternative zu kabelgebundenen oder Geräten mit Verbrennungsmotor etabliert. Für den Motoristen stellt sich daher längst nicht mehr die Frage, ob er sich mit dem Angebot akkubetriebener Gartengeräte befassen soll oder nicht.
Kaum Ausfallzeiten, starke Leistung, geringere Betriebskosten, geringere Wartungskosten, lange Lebensdauer, emissionsfrei, geräuscharm – die akkubetriebenen Produkte werden immer beliebter sowohl bei Hobby- als auch Profianwendern, da sie trotz gleichwertiger Leistungsfähigkeit bequemer zu handhaben und umweltverträglicher sind, als ihre kabelgebundenen, oder benzinbetriebenen Pendants.
Allianzen schmieden
Der Erfolg der Akku-Geräte geht aber auch darauf zurück, dass bekannte Hersteller inzwischen auf ein für ihre Geräte einheitliches und damit tauschbares Akku-System setzen. Ein Akku passt gleichermaßen in Heckenschere, Rasenmäher und -trimmer, Kettensäge und Akkubohrschrauber. Vielleicht kann er auch noch im Baustellenradio der gleichen Marke verwendet werden. Und die Angebote werden ständig ausgebaut.
Zur Wahl stehen heute verschiedene Systeme. Metabo war mit der Einführung des „Cordless Alliance System“ im Jahr 2018 Pionier. Zu dem Verbund schlossen sich anfangs neun Elektrowerkzeughersteller zusammen, heute umfasst der Verbund 36 Marken und verspricht 100% Kompatibilität für über 300 Maschinen in der 18-Volt-Klasse.
Im Juli 2020 stellte Bosch die neue „Power for All Alliance“ vor: eine markenübergreifende Kooperation für ein 18-Volt-Lithium-Ionen-Akkusystem, die bereits zehn Unternehmen aus verschiedenen Anwendungsbereichen vereint. 100 Geräte profitieren von der übergreifenden Akkuplattform. Auch für das Profisegment hat Bosch – zusammen mit den Gründungsunternehmen Fein und Rothenberger – eine Allianz ins Leben gerufen, „AmpShare“ richtet sich an Handwerk und Industrie. Mehr als 200 Werkzeuge von 25 Marken sind mit dieser Akkuplattform, die auf dem 18-Volt-System von Bosch Professional beruht, kompatibel.
Die Marktentwicklung
Der Absatz akkubetriebener Geräte ist in den letzten fünf Jahren dynamisch gewachsen, das bestätigen auch die Hersteller in einer ÖMM Umfrage. Corona, Probleme in den Lieferketten und steigende Rohstoffpreise haben den Markt aber destabilisiert.
ÖMM: Wie hat sich der Markt für Akku-Gartengeräten aus Ihrer Sicht in den letzten fünf Jahren entwickelt?
Johannes Viertlmayr, Geschäftsführer Gardena: Es gibt einen klaren Trend in Richtung akkubetriebener Geräte, da diese vielfach einfacher zu bedienen sind, speziell in puncto Startvorgang. Die Entwicklung hat sich von Jahr zu Jahr verstärkt.
Trendsetter bzgl. des Wandels von benzin- auf akkubetriebene Technologien waren bei Husqvarna die Heckenscheren, da hier schon mit schwächeren Akkus professionelle Ergebnisse erzielt werden konnten. Immer stärkere Akkus haben letztlich auch den hohen Fokus der Konsumenten auf Akku-Rasenmäher verstärkt. Benzin-Kettensägen sind durch den hohen Energie- und Kraftaufwand aber weiterhin ein stabiles Sortiment.
Alexander Hembach, Gerschäftsführer STIHL Österreich: In den letzten Jahren ist der sogenannte Cocooning Trend zu beobachten. Sprich der Rückzug in die eigenen vier Wänden und der Urlaub im eigenen Garten sind immer wichtiger geworden. Corona hat dies noch verstärkt. Die Nachfrage nach unseren Produkten ist während der Pandemie massiv angestiegen ist, sodass es zu Produktionsengpässen und verzögerten Lieferungen gekommen ist. Mittlerweile beruhigt sich der Markt, die Menschen beginnen wieder zur reisen, der Garten bleibt aber nach wie vor Rückzugsort.
Ronald Hrnecek, Geschäftsführer Hochfilzer: Bereits 2009 haben wir mit dem Vertrieb von Pellenc-Akkugeräten, vor allem für professionelle Anwender, begonnen. Seit 2016 sind wir für den Vertrieb von EGO Power+ Geräte in Österreich verantwortlich. Inzwischen bieten wir ein sehr breites Sortiment an, das für die Bedürfnisse der Pflege von privaten Kleingärten bis zu jenen von großen Flächen bei professionellen Anwendern reicht.
Die Umsätze mit Akkugeräten haben sich von einem guten Niveau ausgehend in den letzten fünf Jahren mehr als vervierfacht und stellen in etwa die Hälfte unseres OPE Umsatzes dar. Die Entwicklung ist progressiv, wir erwarten auch in diesem Jahr wieder eine sehr erfreuliche Entwicklung.
Auch Marken wie AS Motor und Ariens, die bisher keine Akkugeräte im Programm hatten, sind in diesen Jahren nachgezogen, auch hier entwickelt sich der Absatz dynamisch.
Die größten Stückzahlen erzielen wir bei Rasenmähern, Trimmern und Freischneidern, Multi-Tool Geräten, Laubbläsern und Motorsägen. Die Steigerungen sind bei all diesen Produktgruppen dynamisch, während das Volumen bei Gras- und Strauchscheren eher stabil ist.
Interessant ist die Stückzahlentwicklung in Segmenten, die bisher von Verbrennungsmotoren dominiert waren. Sowohl Schneefräsen als auch Rasentraktoren haben für uns inzwischen einen großen Stellenwert bei den Akkugeräten. Die Entwicklung dieser Maschinen ist durch ein breiteres Sortiment (einstufige und zweistufige Schneefräse und inzwischen drei Aufsitzmähermodelle von EGO und Zero-Turn Modelle von Ariens) und einer guten Performance in Sachen Autonomie und Arbeitsleistung sehr gut. Bei AS Motor haben die Akkumodelle bereits einen Anteil von über 25% innerhalb der Allmäher Reihe (AS 62 und AS63).
Michael Buchbauer, Geschäftsführer STIGA: Die Verlagerung von Benzingeräten hin zu Akkugeräten ist ungebrochen, unumkehrbar und betrifft alle Produktgruppen! Auch wenn manche Produktgruppen wie etwa die Benzin Rasentraktoren, weiterhin ein kontinuierliches Wachstum zeigen, ist die prozentuelle Steigerung bei den Akkurasentraktoren und Akkuaufsitzmähern noch dynamischer und noch stärker ausgeprägt.
ÖMM: Wie war die Marktentwicklung von 2021 auf 2022?
Johannes Viertlmayr: 2022 war die Marktperformance bei Akku-Geräten durch Rohstoffknappheit bei Akkus und Platinen leider massiv beeinträchtigt. Die Nachfrage jedoch ist seitens der Endkonsumenten weiter stetig gestiegen, und zwar in allen Sortimentsbereichen die mit Akku-Technologie arbeiten.
Alexander Hembach: Wir konnten die erste Tendenz einer Marktsättigung erkennen. Die Stückzahlen der einzelnen Geräte sind zwar leicht gestiegen, aber bei Weitem nicht so stark wie in der Pandemie. Jedoch zeigt auch der nur leichte Anstieg, dass die Kunden „auf den Geschmack“ gekommen sind, ihren Garten zu pflegen und zu hegen und dies wird auch ein bleibender Trend sein.
Ronald Hrnecek: Eine Steigerung von über 50% hat unsere Erwartungen noch übertroffen. Für die Saison 2023 erwarten wir Ähnliches, auch in diesem Jahr entwickeln sich vor allem Rasenmäher, Trimmer und Freischneider, Multi-Tool, Baumpflege sowie Aufsitzmäher überdurchschnittlich.
Michael Buchbauer: Drei wesentliche Faktoren haben den Markt im Jahr 2022 geprägt. Preis Steigerungen, gerissene Lieferketten und die fehlende Verfügbarkeit von elektronischen Bauteilen. Das hat zu einem geringeren umsatzmäßigen Wachstum und einem tatsächlichen Rückgang der verkauften Mengen geführt. In den Kategorien Akku Hand Geräten ist es erstmals zu einem Marktrückgang gekommen.
ÖMM: Mit welchen technologischen Weiterentwicklungen ist in naher Zukunft zu rechnen?
Johannes Viertlmayr: Kurz- und mittelfristig bleibt die Li-Ionen-Technologie aus unserer Sicht führend.Es sind aber langfristig weitere enorme Technologiesprünge in Bezug auf Kapazität und Laufzeit der Akkus zu erwarten.
Auch beim Thema Sicherheit (Brandgefahr) erwarten wir viele positive Entwicklungen.
Unabhängig davon, welche Speichertechnologie sich letztendlich durchsetzen wird: Die Verbrenner-Technik wird im Garten abgelöst werden. Der Grund dafür ist aber nicht ausschließlich die Nachhaltigkeit, sondern vor allem die einfachere Handhabung von Akku-Geräten.
Alexander Hembach: Das Thema Nachhaltigkeit wird weiter zunehmen und damit auch den Trend zu Akku-Geräten vorantreiben. Wir setzen dabei auf den Standort Österreich und fertigen beinahe ausschließlich alle Akku-Geräte in Tirol. Der Fokus auf Akkus mit höherer Energiedichte und auch das mobile Laden, wie beispielsweise unser bottTainer by STIHL, gewinnen an Bedeutung. Auch Benzingeräte erfahren eine Weiterentwicklung, wir setzen hier ganz klar auch auf eine E-Fuel-Strategie und beteiligen uns auch an entsprechenden Forschungsanlagen.
Roland Hrnecek: Wir haben in diesem Jahr bei Ego und Pellenc schon zahlreiche Neuheiten gebracht, darunter eine neue leistungsfähigere und sicherere Generation von Baumscheren von Pellenc. Von EGO Power+ kamen Lifestyle Geräte (Licht, Ventilator), ein innovativer Zero-Turn Mäher mit Lenkrad, ein Freischneider mit vollautomatischem Fadenkopf sowie neue Heckenscheren, Laubbläser, ein neues Multi-Tool Grundgerät samt Powerload-Fadenkopf, sowie weitere Batterien und Ladegeräte. Über die Innovationen und Neuheiten für die kommende Saison können wir noch sprechen. Wir wissen aber bereits, dass es ein Feuerwerk an neuen Produkten geben wird, die wir wie gewohnt auf unseren Profi-Testtagen in der letzten September- und ersten Oktoberwoche präsentieren werden. Auch AS Motor und Ariens bringen im Laufe dieser Saison spannende Neuheiten bei den Akkugeräten.
Neben zu erwartenden neuen noch leistungsfähigeren Geräten, sind auch Lösungen für Transport von Akkus und Maschinen sowie die Ladeinfrastruktur von Bedeutung. Bereits vor zwei Jahren haben wir dafür erste Lösungen gebracht, die vom Markt gut angenommen wurden. Auf diesem Gebiet ist noch mehr zu erwarten. Reparaturen von Akkus werden durch das große Volumen immer häufiger thematisiert, auch hier können wir jetzt bereits Lösungen anbieten.