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Steigende Rohstoffpreise, Logistik- und Lieferprobleme – Verbände erwarten steigende Endverbraucherpreise

Rohstoffmangel, Lieferengpässe, Transport- und Logistikprobleme sind nach wie vor das Thema in der Branche. Industrie und Handel sehen sich mit steigenden Preisen konfrontiert, die, wie die ÖMM-Umfrage in der letzten Ausgabe gezeigt hat, und wie die heimische Handelsgruppe 3e und die deutschen Branchenverbände BHB, der HHG und die IVG wissen, trotz aller Bemühungen Einsparpotenziale zu nutzen an den Endkunden weitergegeben werden.

Die Preisspirale dreht sich

Der BHB – Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten e.V., der Herstellerverband Haus & Garten (HHG) und der Industrieverband Garten (IVG) e.V. erwarten aufgrund der weiterhin steigenden Rohstoffpreise und der außergewöhnlichen Kostensituation in allen Bereichen der Produktion in den nächsten Monaten eine deutliche Erhöhung auch vieler Endverbraucherpreise.

Die Rohstoffpreise kennen derzeit kein Halten. Ob Industriemetalle wie Kupfer, Platin, Eisenerz, Zinn oder Rohstoffe zur Herstellung von Kunststoffen wie Polyethylen sowie Holz und Holzprodukte – die Preise steigen rasant an. Die Entwicklung stimmt Unternehmen und Konsumenten nachdenklich und sorgt für steigende Produktionskosten und Verbraucherpreise in allen Sortimentsbereichen der Baumarkt- und der Gartenbranche. Zudem ist ein Ende der Materialengpässe und der damit verbundenen Preisspirale nicht absehbar.

„Viele unserer Mitgliedsunternehmen sind auf die Rohstoffe beziehungsweise Folgeprodukte aus den Rohstoffen angewiesen. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als die extreme Steigerung der Rohstoffpreise zu akzeptieren“, sagt Anna Hackstein, Geschäftsführerin beim IVG. Für alle Unternehmen der Branche, Handel und Industrie, sei es aber oberste Priorität, die Lieferfähigkeit ihrer Produkte sicherzustellen und den gewohnten Service zu gewährleisten. Um eine wirtschaftliche Produktion bei den aktuellen Rohstoffpreisen zu ermöglichen, sehen sich viele daher gezwungen, die Preise in den von der Rohstoffverknappung betroffenen Produktkategorien zu erhöhen.

„Auch die Mitglieder im Herstellerverband Haus & Garten bleiben von diesen massiven Rohstoffpreiserhöhungen nicht verschont und sehen keine Möglichkeit, diese außergewöhnlich hohen Kostensteigerungen zu kompensieren“ sagt Ralf Rahmede, Geschäftsführer beim HHG. „Wir erwarten in den nächsten Monaten eine deutliche Erhöhung der Endverbraucherpreise, da die corona-bedingte Kostenentwicklung mittlerweile alle Hersteller im Wettbewerb auf breiter Front gleichermaßen erfasst hat.“

„Natürlich können sich auch die Bau- und Gartenfachmärkte nicht gänzlich von dieser Entwicklung abkoppeln“, betont Dr. Peter Wüst, Hauptgeschäftsführer des BHB. „Diese kommt für unsere Handelsmitglieder nach der erzwungenen monatelangen Schließung bei weiterlaufend hohen Kostenblöcken zur absoluten Unzeit. Allerdings ist die DIY-Branche traditionell sehr preisbewusst und wird weiterhin Wege finden, den Kunden die Waren zu vergleichsweise attraktiven Preisen anzubieten. Dass diese allerdings in Teilen Preiserhöhungen werden akzeptieren müssen, scheint angesichts der aktuellen Situation unausweichlich.“

Hintergrund der Preisentwicklung

Metalle und Holz sind in letzter Zeit besonders teuer geworden. Der Preis von Kupfer hat sich innerhalb eines Jahres in etwa verdoppelt und rangiert auf dem höchsten Niveau seit knapp neun Jahren. Auch Eisenerz, aus dem Stahl gewonnen wird, hat in den vergangenen Monaten stark zugelegt. Zudem haben sich die Preise für Standard-Kunststoffe deutlich erhöht. Der für Verpackungen wichtige Rohstoff Polyethylen (PE-LD) zum Beispiel hat sich bis Mitte März um mehr als 35 % verteuert. Die Preise von Holz haben sich in den letzten Monaten mehr als verdoppelt. Die Gründe für den Preisboom sind vielfältig. So hat unter anderem die Covid-Pandemie weltweit zu einem Ungleichgewicht von Nachfrage und Angebot geführt. Denn Asien, in erster Linie China, ist im Gegensatz zu Europa oder den USA bereits in der zweiten Jahreshälfte 2020 auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Viele Rohstoffe aus dem Mittleren Osten und den USA wurden und werden nach Asien umgelenkt und fehlen in Europa. Weiterhin leiden zudem viele Produktionsstätten unter pandemiebedingten Produktions- und Personaleinschränkungen. Darüber hinaus verschlimmerte eine weltweite Störung der Logistikketten die Lage noch. Eine Vollauslastung der Schiffe, eine Überlastung der Seehäfen, eine starke Verzögerung von Lieferungen und einen Mangel an Leercontainern führten zu einer zusätzlichen Erhöhung der Logistik- und Frachtkosten.

Situation wird sich erste Mitte 2022 entschärfen

Die Herausforderungen für Industrie und Handel sind nach wie vor groß, das weiß auch Mag. Klaus Estfeller, Head Of Category Management, 3e Handels- und Dienstleistungs AG.

Zur Lieferfähigkeit und zu den Lieferschwierigkeiten meint er: „In Zeiten von weltweit eingeschränkten Lieferfähigkeiten, wie wir sie seit Beginn der Corona-Pandemie erleben müssen, hat sich unser 3e-Zentrallager einmal mehr als besonders wertvoll erwiesen. Als sich diese Entwicklung abzuzeichnen begann, haben wir unsere Lieferanten für das 3e-Zentrallager noch mehr dazu angehalten, ihren Produktumfang zu erhöhen, damit wir als Verbundgruppe schlagkräftig bleiben und die Lieferfähigkeit für unsere 3e-Mitglieder bestmöglich gewährleisten zu können. Diese Stärke hat uns geholfen, in vielen Bereichen des 3e-Zentrallagersortiments eine Verfügbarkeit anbieten zu können, wenngleich wir natürlich auch an manchen Stellen von Engpässen betroffen waren und die Stabilität wie vor der Pandemie noch nicht wieder völlig hergestellt werden konnte.“

Und zur Preissituation erklärt Klaus Estfeller: „Eine derartige Situation die Preisentwicklungen betreffend hat es bislang noch nicht gegeben. Die Gründe dafür sind aus unserer Sicht der enorme Anstieg von Rohstoff- und Frachtpreisen, die sich heuer im zweiten Quartal wieder etwas stabilisiert haben. Fernostimporte – auch teilweise nur Bestandteile von Produkten wie Chips oder Akkus – sowie Produktionsausfälle haben ebenso die Preissituation verschärft. Unserer Einschätzung nach wird dies auch noch bis Mitte 2022 anhalten. Wir versuchen daher laufend in kooperativen Gesprächen mit unseren Lieferanten allzu große Steigerungen abzufedern, wenngleich diese punktuell auf den Markt durchschlagen.“

Klaus Estfeller

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Laura Fürst

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